(22.12.2016) Anlässlich der am 15.12.2016 in der Stadtarbeitsgemeinschaft für Lesben, Schwule und Transgender (StadtAG LST) der Stadt Köln vorgestellten Unterkünfte für LSBTI*-Asylsuchende erklärt, Frank Bauer vom Vorstand des Lesben- und Schwulenverbandes in Nordrhein-Westfalen (LSVD NRW):
“Als LSVD begrüßen wir ausdrücklich die Entscheidung der Stadt Köln und des Amtes für Wohnungswesen, zukünftig Wohneinheiten für schwule, lesbische, bisexuelle, trans* und intergeschlechtliche (LSBTI*) Geflüchtete in der Stadt Köln vorzuhalten. Besonders den ehrenamtlich engagierten Aktivist*innen der Kölner Initiative „Rainbow Refugees Cologne – Support Group“ möchten wir gratulieren. Ihr langer Kampf, der auch vom LSVD NRW unterstützt wurde, hat zum Erfolg geführt.”
Asylunterkünfte sind oftmals keine sicheren Orte für LSBTI* auf der Flucht, schon gar nicht, wenn sie offen leben bzw. geoutet sind. Konservative und homophobe Einstellungen sind auch unter ihren Mitbewohner*innen verbreitet. Die mangelnde Privatsphäre führt zu einer verstärkten Angst vor Entdeckung, etwa, weil private Gespräche kaum möglich sind, das persönliche Eigentum nicht geschützt werden kann. Es gibt zahlreiche Berichte, dass LSBTI* in Aufnahmeeinrichtungen von anderen Geflüchteten eingeschüchtert, drangsaliert und bedroht wurden. Immer wieder kommt es zu verbalen und körperlichen Attacken. Anzeige wird meist nicht gestellt und wir gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. Darüber hinaus ist das gesellschaftliche Klima in Deutschland gespalten. Neben weiterhin großer Hilfsbereitschaft artikuliert sich oft offener Hass und es gibt ein erschreckendes Ausmaß rassistischer Angriffe auf Flüchtlingseinrichtungen und Geflüchtete. So hat sich die Zahl rassistischer Attacken gegen Flüchtlingseinrichtungen 2015 mit über 1.000 Fällen verfünffacht. Das erleben auch LSBTI*-Asylsuchende so.
Als LSVD NRW setzen wir uns dafür ein, dass alle Flüchtlingsunterkünfte in Nordrhein-Westfalen sichere Orte für heterosexuelle und nicht-heterosexuelle Menschen sind. Behörden und Träger müssen alle Anstrengungen unternehmen, damit Asylsuchende keine Gewalt erfahren, weder außer- noch innerhalb der Unterkünfte. Wir benötigen hier dringend flächendeckende Gewaltschutzkonzepte, die ebenso LSBTI* und andere besonders schutzbedürftige Personengruppen berücksichtigen. Die Einrichtung von Schutzräumen ist ein erster wichtiger Schritt hin zum Gewaltschutz. Die dezentrale Unterbringung unterstützt darüber hinaus Integration und Betreuung der Menschen. In Nordrhein-Westfalen sollten jetzt auch andere Kommunen dem Beispiel von Köln folgen und entsprechende Schutzräume einrichten.
Neben der Stadt Hannover ist Köln nun die zweite Stadt, die dieses Vorhaben auf kommunaler Ebene umsetzt. Darüber hinaus bestehen in Berlin und Nürnberg ebenfalls Unterkünfte, die von den lokalen Vereinen getragen werden. Vorschläge für eine LSBTI*- inklusive Betreuung und Unterstützung von Asylsuchenden haben der LSVD Bundesverband, der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und auch der Paritätischen Gesamtverband in ihrer gemeinsamen „Handreichung für die Betreuung und Unterstützung von LSBTTI*-Flüchtlingen“ bereits gemacht.
Hintergrund
Handreichung für die Betreuung und Unterstützung von LSBTTI*-Flüchtlingen