Queer in NRW

Woher kommt der Begriff “queer” und was bedeutet er?

In der Vergangenheit wurde der Begriff “queer” ursprünglich als abwertende Bezeichnung für Menschen verwendet, die nicht der heterosexuellen Norm entsprachen. Insbesondere in englischsprachigen Ländern war der Ausdruck “queer” seit dem 19. Jahrhundert ein Schimpfwort und eine Beleidigung für homosexuelle Männer und Frauen. So wurden diese stigmatisiert.

In den 1980er und 1990er Jahren begannen LGBTQ+-Aktivist:innen den Begriff “queer” für sich zurückzuerobern und diesem eine neue Bedeutung zu geben. Sie ermächtigten sich des Begriffs und nahmen ihm somit seine diskriminierende Bedeutung. Mit der Zeit hat sich der Begriff “queer” zu einem Sammelbegriff entwickelt, der die Vielfalt sexueller Orientierungen und geschlechtlicher Identitäten innerhalb der LGBTQ+-Gemeinschaft einschließt. Er dient als Oberbegriff für alle Gruppen innerhalb der LGBTQIA+ Gemeinschaft.

Queer oder LGBTQIA+?

Der Begriff LGBTQIA+ steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*Personen, Queer, Inter*Personen und Asexuelle. In der Regel steht ein + am Ende des Akronyms um zu verdeutlichen, dass der Term auch andere Gruppen umfasst. Viele Menschen sprechen von LGBT. Diese Abkürzung war lange gebräuchlich. Der Term wurde in den letzten Jahrzehnten erweitert, um alle Gruppen zu inkludieren, die sexuelle oder geschlechtliche Minderheiten sind. Es ist anzunehmen, dass der Termin LGBTQIA+ in den nächsten Jahren noch erweitert wird.

Der Begriff “queer” ist weniger spezifisch und benennt die Gruppen, die Bestandteil des Begriffs sind, nicht einzeln. Welchen der beiden Begriff du nutzt, ist Geschmackssache.

Zudem entstand in den 1990er Jahren die Queer-Theorie, die dem Begriff eine neue Bedeutung gab. Die Theorie kritisiert das starre Festhalten an Kategorien von Geschlecht und Sexualität und betont die sozialen Konstruktionen und Normen, die diesen zugrunde liegen. Sie fordert die Akzeptanz verschiedener sexueller und geschlechtlicher Identitäten.

Welche sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten gibt es?

Es muss grundlegend zwischen sexueller Orientierung und der Geschlechtsidentität unterschieden werden. Die sexuelle Orientierung meint, von welchem Geschlecht oder welchen Geschlechtern eine Person emotional, romantisch oder sexuell angezogen ist. Bei den Definitionen muss beachtet werden, dass Hetero-, Homo- und Bisexualität Konzepte sind, die ursprünglich auf einem binären Geschlechterkonzept basieren. Unterschieden werden können folgende sexuelle Orientierungen:

  1. Heterosexualität: Heterosexuelle Personen fühlen sich romantisch und/oder sexuell von Personen des anderen Geschlechts angezogen.
  2. Homosexualität: Homosexuelle Personen fühlen sich romantisch und/oder sexuell zu Personen des gleichen Geschlechts hingezogen.
  3. Bisexualität: Bisexuelle Personen fühlen sich romantisch und/oder sexuell sowohl von Personen des gleichen Geschlechts als auch von Personen des anderen Geschlechts angezogen.
  4. Pansexualität: Pansexuelle Personen fühlen sich romantisch und/oder sexuell unabhängig von Geschlecht und Geschlechtsidentität zu Menschen hingezogen. Für sie ist das Geschlecht nicht ausschlaggebend für ihre Anziehungskraft.
  5. Asexualität: Asexuelle Personen empfinden keine sexuelle Anziehung zu anderen Menschen. Allerdings können sie romantische Gefühle entwickeln und enge, liebevolle Beziehungen haben.

Geschlechtsidentitäten

Die Geschlechtsidentität bezieht sich auf die innere Vorstellung und das persönliche Empfinden einer Person darüber, ob sie sich als männlich, weiblich, nicht-binär oder einem anderen Geschlecht zugehörig fühlt. Es ist wichtig zu verstehen, dass die Geschlechtsidentität unabhängig von biologischen Merkmalen wie Geschlechtsorganen oder Chromosomen ist.

  1. Cisgender: Eine Person, deren Geschlechtsidentität mit dem Geschlecht übereinstimmt, das ihr oder ihm bei der Geburt zugewiesen wurde. Zum Beispiel identifiziert sich eine Person, die bei der Geburt als weiblich identifiziert wurde und sich auch als Frau identifiziert, als eine cisgender Frau.
  2. Transgender: Eine Person, deren Geschlechtsidentität nicht mit dem Geschlecht übereinstimmt, das ihr oder ihm bei der Geburt zugewiesen wurde. Transgender-Personen können sich als männlich, weiblich oder als ein Geschlecht jenseits der traditionellen binären Geschlechteridentitäten identifizieren.
  3. Geschlechtsqueer/ nicht-binär: Menschen, die sich außerhalb des binären Geschlechtssystems identifizieren und sich nicht als (ausschließlich) männlich oder weiblich identifizieren.

Genderfluid: Personen, deren Geschlechtsidentität sich im Laufe der Zeit ändert, sie können sich zu verschiedenen Zeiten als unterschiedliche Geschlechter identifizieren.

Meilensteine der queeren Geschichte in NRW

Homosexualität war in Deutschland lange Zeit unter Strafe gestellt. In NRW als teilsouveränem Gliedstaat der BRD galt diese Kriminalisierung auch. Ein wichtiger positiver Meilenstein für die LGBTQ+-Rechte in Deutschland war die Entkriminalisierung von Homosexualität, die in der BRD 1969 eingeführt wurde.

1972 fand die erste Schwulendemo in Deutschland in Münster statt.

1991 wurde das Schwule Netzwerk NRW gegründet. Zusammen mit der 1996 gegründeten LAG Lesben NRW wird daraus 2020 das Queere Netzwerk NRW.

Im Jahr 1994 wurde schließlich der Paragraf 175, der Homosexualität in Deutschland unter Strafe stellte, vollständig abgeschafft.

In den folgenden Jahren wurden in NRW und ganz Deutschland Fortschritte in Bezug auf die rechtliche Gleichstellung von LGBTQ+-Personen erzielt. Die Einführung der eingetragenen Lebenspartnerschaft im Jahr 2001 und die spätere Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare im Jahr 2017 sind Beispiele dafür.

2019 tritt NRW der Koalition gegen Diskriminierung bei.

Die wichtigsten queeren Persönlichkeiten in NRW

Mit zu den bekanntesten queeren Persönlichkeiten aus NRW gehören sicherlich der ehemalige Bundesaußenminister Guido Westerwelle und der Entertainer Hape Kerkeling.

Wichtige Organisationen in NRW, die sich für queere Menschen in NRW einsetzen

Die größten CSDs in NRW

Queere Veranstaltungen in NRW außerhalb der CSDs

Homochrom: Queeres Literaturfest in Köln

Queerstreifen: Schwul-lesbisches Filmfestival in Münster.